Im Juni 2019 waren wir in Tschernobyl/Prypjat, direkt vor dem Unglücksreaktor 4, welcher am 26.April 1986 explodiert ist. Damals, als der Reaktor explodiert ist, war ich im 1.Lehrjahr und im Berufsschul-Internat in Langenlois. Österreich war von der radioaktiven Wolke das am stärksten betroffene Land in Europa. Ohne es zu realisieren, haben wir uns beim Laufen in den Weinbergen der radioaktiven Wolke ausgesetzt. Eine Exkursion an diesen Ort kann ich nur jedem empfehlen. Diese Bilder wird man nicht mehr los…

Ich war damals Lehrling und in Langenlois in der Berufsschule, in dem Sinne auch ein Kind des „kalten Krieges“. (Für alle die nach 1990 geboren wurden: Der heutige kalte Krieg entscheidet sich vom damaligen nicht besonders. 

Achja, zurück zum Thema. Irgendwie war ich eben dabei. Und nachdem mittlerweile Touren durch Tschernobyl angeboten werden. Wollte ich, wollten wir uns das reinziehen. Unsere Kinderwünsche sind in beiden Fällen abgeschlossen. Wir sind über 40. (Also eine von uns beiden nur fast). Und ich habe mich sehr speziell auf diese Tour vorbereitet. Es gibt ein Risiko. Das ist nicht zu leugnen. Aber jede Stewardess, jeder Pilot,Röntgenassistent und auch jeder Bergbewohner ist im Schnitt und in seinem Leben einer wesentlich höheren Strahlung ausgesetzt. Man muss hier nur die Hotspots meiden. Oder eben auch nicht, je nach dem individuellen Risikolevel. Meiner ist hoch, schon jobbedingt.
Dafür vermeide ich sonstige Belastungen aus Waschmitteln, Zahnpasta, Rasierschaum, Sonnencremes und sonstigem Massenfutter. Ich denke da gehen sich noch mehrere Katastrophentouren aus.

Tipps zur Tour: 
–> Nicht in großen Gruppen buchen
–> Wir waren zu zweit, Kosten rund 1400 Euro für die 2 Tagestour
–> Eigenen Geigerzähler mitnehmen
–> Taschenlampe mitnehmen
–> Wasser!
–> Atemschutzmaske mitnehmen
–> Nach der Tour alles in einen dichten Sack für die Reinigung in der Wäscherei.

Übrigens ist die Atemschutzmaske wegen dem teilweise sicher radioaktiven Staub. Alpha und Beta-Strahlung reicht nicht weit, kann mit einem Blatt Papier abgeschirmt werden. Aber wenn kontaminierte Stäube in den Körper gelangen, dann kann es kritisch werden. Abgesehen davon, und ich denke darüber sind sich auch die wenigsten Guides nicht bewußt, ist die Schimmelpilzbelastung in den Häusern enorm. Es ist auch mit Asbest zu rechnen. Aber in die Häuser darf man sowieso nur mehr mit Sondergenehmigung!
Lustig war unsere Ankunft im Hotel. Ein Typ mit Walkie-Talkie hat nervös seine Kollegen verständigt: „Achtung – Tschernobyl-Guys“. Was zu Folge hatte, dass uns vom Kofferboy bis zum Türöffnungspersonal, alle aus dem Weg gingen. Irgendwie sind die schlecht informiert 🙂

Rund um den Reaktor gibt es 2 Sperrzonen. Die erste 10km rund um den Reaktor. Da darf niemand wohnen oder sich längere Zeit aufhalten. Danach bis 30km, da wohnen die Arbeiter/Angestellten, das Militär, die Feuerwehr und die Touristen. Niemand darf ohne Guide in die Sperrzonen, geschweige denn in den Reaktor. Im 5km entfernten Pripyat lebten zum Zeitpunkt der Katastrophe rund 50.000 Menschen. Die Evakuierung fand viel zu spät statt. Die ersten Löschaktionen der Feuerwehrleute waren Himmelfahrtskommandos, alle starben. Ein Feuerwehrmann hat sich mit erhobenen Händen vor der Neutronenbestrahlung geschützt, er hatte sofort verbrannte Haut und wurde mit erhobenen Händen (Er konnte sie nicht mehr senken) ins das Spital eingeliefert. Er starb noch am selben Tag.
Die tödliche Strahlendosis beträgt 7.000.000 Mikrosievert, Hotspots strahlen heute -kilometerweit entfernt- mit mehreren tausend Mikrosieverts. Ein Wald wurde so stark verstrahlt, dass trotz Abholzung und Erdabtrag immer noch kein Mensch sich darin aufhalten darf. Der rote Wald ist Todeszone!
Übrigens waren auch die international zur Verfügung gestellten Räumroboter -ferngesteuert- nicht 1 Tag im Einsatz. Sie waren für die Strahlung nicht gebaut worden. Die Elektronik wurde sofort zerstört. Die Russen reden von knapp über 30 direkten Todesopfern. Propaganda! Alleine die ukrainische Regierung spricht von über 150.000 Todesopfern in Folge dieser Katastrophe. Die Sowjets waren sich über diese Technologie so sicher, dass KEINERLEI Schutzmaßnahmen für den Fall des Falles getroffen wurden. Ein Supergau hat schlicht und einfach in der Planung nicht existiert. Am Ende haben erst die Schweden die Verstrahlung weiter Teile Europas aufgedeckt und so den Supergau aufgedeckt.
Seit kurzem ist das Betreten der Häuser nicht mehr, bzw. nur mit Sondergenehmigung erlaubt. Was angesichts einstürzender Böden und Häuser, sowie der Kontamination von Stäuben, sowie sonstiger Gifte und Asbeste verständlich ist. Aber es gibt auch illegale Besucher. Sogenannte „Stalker“. Benannt nach einem Computerspiel in dem Tschnernobyl und seine 60 Dörfer nachgestellt wurden. Die Spieler lockt es immer wieder in die Sperrzonen. Wir sind auch einigen begegnet, ohne jeglicher Schutzmaßnahmen laufen sie durch die Häuser. Von der Polizei gejagt! Übrigens laufen hier auch Wölfe, Wildschweine und Bären in der Sperrzone herum. Ein Grund warum überall Hunde gerne gesehen sind. Sie werden untersucht und wenn Sie nicht kontaminiert sind, werden sie als Alarmanlagen gerne gehalten. Im Freien natürlich….

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